Stehender Buddha Shakyamuni

Legende oder Geschichte?

Als Begründer der buddhistischen Lehre gilt Buddha Shakyamuni, der auch als «historischer Buddha» bezeichnet wird. Diese Bezeichnung bezieht sich darauf, dass Buddha Shakyamuni in einer bestimmten Zeit in unserer Welt gewirkt haben soll. Ob er wirklich einmal gelebt hat, ist allerdings nicht ganz klar.

In dieser Story erfährst du etwas darüber, wann die ersten Geschichten über den Buddha entstanden sind und welche archäologischen Funde auf eine Existenz des Buddhas hinweisen. 

Relief mit Szenen aus dem Leben des Buddhas

Es deutet vieles darauf hin, dass im 5. Jahrhundert v. Chr. in Nordindien ein Mann lebte, der am Anfang einer religiösen Bewegung stand. Aus der frühen Zeit des Buddhismus gibt es allerdings nur wenige Informationen zum Leben dieses Mannes.

Erst nach und nach begannen die Menschen, sich Geschichten über den Buddha zu erzählen, und schmückten diese mit vielen wunderbaren Details immer weiter aus.

Die Erzählungen über das Leben des Buddhas sind keine historischen Aufzeichnungen, sondern religiöse Legenden.

Buddha Shakyamuni mit Szenen aus seinem Leben

Legenden

Bis heute werden die Episoden aus dem Leben des Buddhas in ähnlicher Form in allen buddhistischen Ländern Asiens nacherzählt und in der Kunst dargestellt.

Die Geschichten erklären, warum und wie aus dem Prinzen Siddhartha ein Buddha (Sanskrit «Erwachter») wurde. Sie machen dabei den tieferen Sinn der buddhistischen Lehre sichtbar.

Gleichzeitig sollen sie die Menschen vom religiösen Weg des Buddhas überzeugen und sie dafür begeistern.

Dharani Sutra des Herzens der Weisheitserhebung des Buddha

Erste Schriften

Es ist nicht bekannt, wann genau damit begonnen wurde, buddhistische Texte aufzuschreiben.

Die ältesten erhaltenen Handschriften auf Birkenrinde werden ins 1. Jahrhundert n. Chr. datiert.

Ab dem 5. Jahrhundert setzte eine intensive Vervielfältigung ein und die Texte wurden in viele asiatische Sprachen übersetzt.

Säule mit Inschrift Ashokas, Vaishali, Indien 

Archäologische Funde

Die frühesten archäologischen Funde, die auf den Buddha verweisen, stammen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., also rund 200 Jahre nach der angenommenen Lebenszeit des Buddhas.

Es sind auf Säulen und Felswänden angebrachte Inschriften und Edikte des berühmten und mächtigen nordindischen Kaisers Ashoka (reg. ca. 272–236 v. Chr.), der den Buddhismus grosszügig förderte und massgeblich für die Verbreitung der neuen Religion war.

Dies deutet auch darauf hin, dass in dieser Zeit bereits ein Kult um den Buddha verbreitet war.

Piprahwa-Stupa, Kapilavastu, Nordindien

Piprahwa-Stupa

Der Legende nach wurde der Leichnam des Buddhas in Kushinagara eingeäschert. Seine Überreste wurden unter acht Fürsten aufgeteilt, die sie dann in ihren Herrschaftsgebieten in Grabhügeln, sogenannten Stupas beisetzten.

In der Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. soll Kaiser Ashoka diese Reliquien wieder ausgegraben und auf 84‘000 Stupas verteilt haben.

Dabei soll auch ein Teil der Asche im Piprahwa-Stupa unweit von Kapilavastu vergraben worden sein.

Längsschnitt durch den Hügel, 1898

Ein spektakulärer archäologischer Fund scheint die Legende um die Reliquien des Buddhas zu belegen.

Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte der britische Kolonialbeamte und Hobbyarchäologe William Claxton Peppé (1852–1936) auf seinem Grundstück im heutigen Piprahwa in Nordindien einen künstlich angelegten Grabhügel, einen Stupa.

Reliquienbehälter aus dem Piprahwa-Stupa

Die Entdeckung

Bei den Ausgrabungen 1898 stiess William Claxton Peppé in der Mitte dieses Stupas auf eine grosse Steinkiste.

Er liess sie öffnen und fand fünf Behälter, einen aus Kristall und vier aus Speckstein. Der Boden der Kiste war bedeckt mit unzähligen Goldplättchen und Schmucksteinen in den verschiedensten Farben und Formen.

Einer der Behälter aus Speckstein trug eine Inschrift.

Reliquienbehälter aus dem Piprahwa-Stupa

Die Inschrift

In einer neueren Übersetzung des Indologen Harry Falk (geb. 1947) liest sich die Inschrift wie folgt:

«Dieser Reliquienschrein mit den körperlichen Überresten des erhabenen Buddhas der Shakyas ist eine Gabe der Brüder des hochgerühmten [Buddhas], zusammen mit ihren Schwestern, mit ihren Söhnen und Ehefrauen.»

Aus der Inschrift auf dem Reliquienbehälter ergibt sich also, dass dieser die Überreste des Buddhas Shakyamuni enthalten soll.

Schmucksteine, Sekundäre Reliquien aus dem Piprahwa-Stupa

Heilige Reliquien

Der Fund und die Inschrift waren eine Sensation und weckten das Interesse von Buddhistinnen und Buddhisten in ganz Süd- und Südostasien. Für sie sind die Knochenreste heilige Reliquien des Buddhas.

Aus wissenschaftlicher Sicht kann diese Entdeckung jedoch nicht als Beweis für die Existenz des Buddhas gelesen werden. Sie deutet vielmehr darauf hin, dass sich schon zum Zeitpunkt der Entstehung der Inschrift ein Kult um den Buddha entwickelt hatte.

Die Funde sagen also vor allem etwas über die Bedeutung des Buddhas für seine Anhängerinnen und Anhänger damals aus.

J. C. Jinaravansa (1851–1935)

Der einflussreiche thailändische Mönch J. C. Jinavaravansa (1851–1935) überzeugte die britische Regierung, die Knochen nach Thailand zu geben. Dort wurden sie im Jahre 1900 in einer grossen Zeremonie an wichtige buddhistische Tempel und Klöster in Myanmar, Sri Lanka und Thailand verteilt.

An diesen Orten sind die Reliquien seitdem von Millionen von Menschen verehrt worden.

Was war dein ursprüngliches Gesicht,
ehe dein Vater und deine Mutter
dich in diese Welt setzten?

Gratulation

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