Baisajyaguru, der Medizin-Buddha

Rituale

In dieser Story geht es um alltägliche rituelle Handlungen, die für viele Buddhistinnen und Buddhisten wichtig sind.

Rituale sind in allen buddhistischen Lehrrichtungen und Schulen bedeutsam. 

Zum rituellen Handeln gehören beispielsweise das Aufsagen oder Abschreiben von Texten, das wohltätige Spenden, das Herstellen von Figuren oder das Bekennen von negativen Taten und Verfehlungen. Aber auch Pilgerreisen, körperliche Übungen und die verschiedensten Formen von Meditation gehören dazu. Die Verehrung von Gottheiten, die Hilfe und Schutz versprechen, ist ebenso ein wichtiger Teil buddhistischen rituellen Handelns. 

Tauche ein in eine Auswahl von praktischen Beispielen, die den Alltag vieler Buddhistinnen und Buddhisten bestimmen. 

Jizo Bosatsu, Bodhisattva in der Gestalt eines Mönchs

Rituale werden von Mönchen und Nonnen genauso durchgeführt wie von der gläubigen Bevölkerung.

Die Bräuche haben vielfältige Funktionen. Sie reichen von ganz konkreten praktischen Anliegen des täglichen Lebens bis hin zur Unterstützung beim persönlichen Vorankommen auf dem Weg zum Erwachen.

Rituale können unter anderem vom Herrscher zum Schutz des Landes durchgeführt werden, von Frauen mit der Hoffnung auf eine Schwangerschaft oder von Mönchen und Nonnen wie auch von Laiinnen und Laien als Geistesübung auf dem Weg zur Erkenntnis.

Altar im Deungmyeongnakgasa-Tempel, Gangneung, Südkorea

Die verschiedenen Funktionen von Ritualen schliessen sich keineswegs aus, sondern wirken zusammen.

Rituelle Handlungen können öffentlich in grossen Gemeinschaften oder vom Einzelnen ganz privat vollzogen werden.

Deshalb gibt es riesige buddhistische Tempelanlagen mit grossen Hallen und monumentalen Figuren, aber auch kleine private Altäre, die manchmal so winzig sind, dass man sie sogar in der Hosentasche auf Reisen mitnehmen kann.

Buddhistischer Gebetsaltar im Taschenformat

Der Altar

Viele Buddhistinnen und Buddhisten haben zu Hause einen Altar, um regelmässig Rituale durchzuführen. Je nach finanziellen Möglichkeiten ist dieser aus einfacheren oder edleren Materialien hergestellt.

Einige sind speziell für das Reisen gemacht: Sie haben Laschen und Ösen, um sie mit Riemen am Pferdesattel oder am Gepäck zu befestigen, oder sie sind klein genug, um sie in der Tasche oder in der Kleidung zu tragen.

Jambhala, die Gottheit des Reichtums

Was ist auf einem buddhistischen Altar zu sehen und wie wird er verwendet?

Tibetische BuddhistInnen zum Beispiel stellen meist erhöht eine Statue oder eine Malerei des Buddhas, eines Bodhisattva oder einer persönlichen Lehrperson auf.

Diesen können Opfergaben unter anderem in Form von Blumen, Kerzen und Weihrauch zu Füssen gelegt werden. Dazu werden mitunter Mantras, also heilige Sprüche, aufgesagt.

Der Bodhisattva des Mitgefühls als Bringer von Söhnen

Auf einem Altar kann auch der Medizin-Buddha stehen, der um langes Leben und Gesundheit gebeten wird.

Frauen, die schwanger werden möchten, wenden sich zum Beispiel an Guanyin als Kinderbringer und bieten ihm Opfergaben an.

Jambhala wiederum ist der Gott des Reichtums. Ihm werden Opfergaben dargebracht, wenn um wirtschaftliches Wohlergehen gebeten wird.

Opfergaben für den Buddha in Thailand

Verdienst ansammeln

Die Opfergaben in Form von Blumen, Kerzen und Weihrauch auf einem Altar abzulegen, soll dazu führen, dass sogenanntes Verdienst angesammelt wird.

Dem Buddha eine Opfergabe darzubringen wird als heilsame Handlung beschrieben, im Gegensatz zu unheilsamen Handlungen wie dem Stehlen oder dem Verletzen eines anderen Lebewesens.

Je mehr heilsam gehandelt wird, umso mehr Verdienst kann erworben werden, welches in einem zukünftigen Leben wieder auf die jeweilige Person zurückfallen soll.

Junge Mönche empfangen Spenden, Si Phan Don, Laos

Auch Mönche und Nonnen empfangen Opfergaben in Form von Nahrung und Geld.

Sie ernähren sich meist ausschliesslich von den Spenden aus der Bevölkerung und können damit auch die Klöster und Tempel instand halten.

Für die Gebenden wiederum bedeutet das Spenden eine Anhäufung von Verdienst.

Mahabodhi-Tempel, Bodhgaya, Indien

Pilgerreisen

Pilgerreisen sind eine bedeutsame rituelle Praxis im Buddhismus.

Im Zusammenhang mit der Lebenslegende des Buddhas gibt es vier bedeutende Pilgerzentren: Lumbini im heutigen Nepal als Geburtsort, Bodhgaya – der Ort des Erwachens – im Norden Indiens, Sarnath bei Benares, wo der Buddha seine erste Lehrrede gehalten haben soll, und Kushinagara, an dem er ins Parinirvana eingegangen, also gestorben sein soll.

Es gibt darüber hinaus noch viele weitere Pilgerorte in ganz Asien, die bedeutsam sind.

Mahabodhi-Tempel, Bodhgaya, Indien

Vor Ort legen die Menschen ihre mitgebrachten Opfergaben nieder, rezitieren heilige Texte oder hören von Mönchen vorgetragenen Rezitationen zu und umlaufen heilige Plätze dreimal im Uhrzeigersinn. Auch Meditationen finden an solchen Orten statt.

Ein heiliger Platz kann eine der Lebensstationen des Buddhas sein, ein Tempel oder ein Stupa.

Stupa in Sanchi

Stupa

Ein Stupa ist ein Grabhügel, in dem der Legende nach die Knochen und Asche des Buddhas bestattet wurden. Es heisst sogar, seine Überbleibsel seien auf 84'000 Stupas in ganz Asien verteilt worden.

Im Laufe der Zeit wurden Stupas zu wichtigen Verehrungsorten. Sie gelten als Reliquienschreine, in denen Überbleibsel des Buddhas selbst oder eines hoch geachteten Lehrers, heilige Texte oder geweihte Objekte verehrt werden.

Heute sind Stupas auch im Kleinformat zu finden und stehen symbolisch für die Lehren des Buddhas.

Boudhanath Stupa, Kathmandu, Nepal

Umrundung heiliger Plätze

Die symbolische dreimalige Umrundung eines heiligen Platzes findet statt, um die drei Juwelen der buddhistischen Zufluchtsformel zu ehren: Buddha, Dharma (Lehre) und Sangha (Gemeinschaft).

Wenn jemand der buddhistischen Gemeinschaft beitreten möchte, nimmt sie oder er Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha.

Bei der Zeremonie rezitiert die Person dreimal die Formel: «Ich nehme meine Zuflucht zum Buddha. Ich nehme meine Zuflucht zur Lehre. Ich nehme meine Zuflucht zur Gemeinschaft».

Pancharaksha-Manuskript

Rezitationen

Die Rezitationen, denen an heiligen Stätten gelauscht werden kann, sind einerseits Konzentrations- und Meditationsübungen.

Andererseits sollen damit die heiligen Texte zum Klingen gebracht werden und ihre positive Wirkung entfalten.

Buddhistischer Mönch
Ordensregeln für Mönche

Die buddhistischen Texte wurden über Jahrhunderte mündlich überliefert. Aus heutiger Sicht mag das erstaunlich sein, doch mit dieser Methode wurde der Wortlaut meist ganz genau bewahrt.

Damit sich die Texte leichter einprägen, sind sie häufig in rhythmischen Versen verfasst und besitzen viele Wiederholungen.

Bis heute gehören das Auswendiglernen, Aufsagen und Singen der Texte zum Alltag der Mönche und Nonnen.

Tafel mit den drei Buddhas Dipankara, Shakyamuni und

Andenken an die Pilgerreise

Kehren die Pilgerinnen und Pilger von ihren Reisen nach Hause zurück, bringen sie Andenken davon mit.

Zu solchen Souvenirs gehören unter anderem Plaketten aus einfachen Materialien. In ganz Süd- und Südostasien sowie im Himalayagebiet, von Indien bis nach Malaysia, Indonesien und Tibet, findet man Plaketten aus Lehm oder Ton.

Sie wurden in Formen gepresst und dann an der Luft getrocknet oder gebrannt. Manche wurden auch vergoldet oder farbig bemalt.

Plakette mit dem lehrenden Buddha

Die Motive auf den Plaketten sind sehr ähnlich. Sie zeigen den Buddha alleine oder in Begleitung seiner Schüler.

Viele haben als Inschrift die weitverbreitete «Ye-dhamma»-Formel, die häufig als Glaubensbekenntnis bezeichnet wird.

Die Plaketten wurden in grossen Mengen hergestellt. Vermutlich trug man sie als Schutz gegen böse Geister oder verwendete sie als Weih- und Opfergaben. Sie wurden zudem beim Bau von Tempeln vergraben.

Der Meister fragte den Schüler: Warum übst du Meditation?

Der Schüler antwortete: Weil ich die Buddhaschaft erlangen will.

Da nahm der Meister einen Backstein auf und begann ihn zu polieren. Als der Schüler ihn fragte, was er mache, sagte der Meister: Ich mache einen Spiegel.

Aber wie kannst du einen Spiegel machen, indem du einen Backstein polierst?, wunderte sich der Schüler.

Da entgegnete der Meister: Und wie willst du die Buddhaschaft erlangen, indem du Meditation übst?

Rituale