Buddhistische Votivstele der Familie Yan

Was ist der Sangha?

«Sangha» bedeutet aus dem altindischen Sanskrit übersetzt «Gemeinschaft» und bezeichnet im engeren Sinne die Gemeinschaft der Mönche und Nonnen. Im Zuge der Globalisierung und Modernisierung des Buddhismus haben Buddhistinnen und Buddhisten begonnen, den Begriff auch für nicht ordinierte BuddhistInnen zu verwenden, also für die LaienanhängerInnen. 

Der Sangha ist eines der drei Juwelen der sogenannten buddhistischen Zufluchtsformel. Nebst dem Buddha und dem Dharma (die Lehre) ist der Mönchs- und Nonnenorden (Sangha) die dritte Autorität, zu der Buddhistinnen und Buddhisten Zuflucht nehmen.

Der buddhistische Sangha ist keine Institution im Sinne einer Kirche. Er besteht aus unzählbar vielen Klostergemeinschaften, die lose oder überhaupt nicht miteinander in Verbindung stehen. Da er keine Hierarchien besitzt, gibt es auch kein Oberhaupt aller BuddhistInnen, also keine Bischöfe oder gar eine Art buddhistischen «Papst», die dieser Gemeinschaft vorstünden. 

Wie jemand überhaupt BuddhistIn wird, welche unterschiedlichen Aufgaben die Mitglieder des Sangha erfüllen und was «buddhistische Zuflucht» bedeutet, erfährst du in dieser Story.

Mönche und Novizen im Gespräch, Ruinen der alten buddhistischen Klosteranlage von Shravasti, Indien

Der erste Sangha bestand aus den ersten Schülerinnen und Schülern des Buddhas.

Heute gibt es sehr viele verschiedene buddhistische Schulen, welche die Lehren des Buddhas Shakyamuni recht unterschiedlich auslegen. Sie unterscheiden sich auch in der Art der praktizierten Rituale und Meditationen.

Die lokalen Klostergemeinschaften dieser Schulen bilden den aus Mönchen und Novizen oder Nonnen und Novizinnen bestehenden Sangha.

Kaiserin Jito, aus der Serie «Parodie der Ogura-Version von ‹Hundert Dichter, Hundert Gedichte›»

Aufgaben des Sangha

Die Gemeinschaften der Nonnen und Mönche sind zuständig für das Bewahren und Vermitteln der Lehre des Buddhas in mündlicher und schriftlicher Form.

Zudem führen sie Rituale für LaienbuddhistInnen durch.

Stehender Mönch mit gefalteten Händen

Wie wird jemand BuddhistIn?

Wenn jemand Buddhistin oder Buddhist werden möchte, so spricht man von einer Zufluchtnahme zu den drei Juwelen: dem Buddha, dem Dharma (Lehre) und dem Sangha (Gemeinschaft).

Dies geschieht meist als mündliche Zeremonie innerhalb einer bestimmten Schule und könnte vereinfachend als Eintritts- oder Aufnahmeformel bezeichnet werden.

Jeder Mensch, der dies möchte, kann diese Formel rezitieren, ohne auf seine schon bestehende Religionszugehörigkeit zu verzichten.

Stehender Mönch mit gefalteten Händen

Zufluchtnahme

Bei der Zeremonie rezitiert die Person, die sich zum Buddhismus bekennen möchte, dreimal die Formel: «Ich nehme meine Zuflucht zum Buddha, ich nehme meine Zuflucht zur Lehre, ich nehme meine Zuflucht zur Gemeinschaft».

Die Zufluchtnahme symbolisiert die Absicht derjenigen Person, sich zur persönlichen Orientierung auf diese drei Pfeiler zu stützen.

Zudem formuliert jemand, die oder der BuddhistIn werden möchte, die Absicht, sich an die fünf Tugendregeln zu halten. Diese beinhalten, dass man sich möglichst fernhält vom Töten, Lügen, Stehlen, von unmoralischem Geschlechtsverkehr und von Rauschmitteln.

Torso eines Luohan

Regelwerke

Für ordinierte Mönche und Nonnen gibt es Regelwerke, auf Sanskrit «Vinaya» genannt, welche Hunderte von Verhaltensvorschriften beinhalten.

In diesen Regeln wird zum Beispiel genau festgelegt, wie Mönche oder Nonnen sich im Kloster und in der Öffentlichkeit zu verhalten haben, wie sie essen, reden oder sich bewegen, was sie tun dürfen oder nicht.

Torso eines Luohan

Zu den für Nonnen und Mönche geltenden Regeln gehört unter anderem der Respekt vor Älteren, das Armutsgebot, das Bettelgebot, das Wandergebot, das Gleichheits- und Reinheitsgebot und das Arbeitsverbot. Allerdings werden diese Weisungen je nach Schule sehr unterschiedlich ausgelegt und umgesetzt.

Ausserdem gibt der Vinaya Anweisungen für Zeremonien sowie für Kleidung, Wohnung und andere Bedarfsartikel der Mönche und Nonnen.

Verstösse gegen die Regeln können zum Ausschluss aus dem Orden führen.

Mönche empfangen Spenden, Phou That-Tempel, Laos

Erhalt der Sanghas

Die Laiinnen und Laien sorgen durch direkte Spenden an Klöster und Tempel in Form von Essen und Geldmitteln für den Lebensunterhalt der Mönche und Nonnen.

Die meisten in Klöstern lebenden BuddhistInnen haben keine andere Versorgungsquelle als diese Gaben, sie sind also von der Unterstützung durch die LaienanhängerInnen abhängig.

Mönche empfangen Spenden, Phou That-Tempel, Laos

Das Geben an die Mönche und Nonnen ist in vielen buddhistischen Ländern eine rituelle Handlung. Früh am Morgen verlassen die Mönche und Nonnen das Kloster, um Speisen zu sammeln. In vielen Ländern Asiens werden sie von LaienbuddhistInnen mit Nahrung an den Haustüren erwartet.

Für die Gebenden bedeutet das Schenken eine Anhäufung von Verdienst, was bedeutet, gute Taten zu vollbringen. Damit kann gutes Karma erworben und im besten Fall eine günstige Wiedergeburt erlangt werden.

Mönche im Sakya-Kloster, Tibet

In vielen Klöstern Asiens wird auch gearbeitet und gewirtschaftet. Häufig sind die Abteien dort Besitzer und Verwalter von Ländereien, die sie von verstorbenen Laiinnen und Laien geerbt haben. Nicht selten verfügen Klöster über grossen Reichtum.

In Tibet waren Klöster vor der chinesischen Kulturrevolution in den 1960er-Jahren Zentren politischer und ökonomischer Macht, da der Dalai Lama gleichzeitig das religiöse und das politische Oberhaupt Tibets war.

Goso sagte: Ein Büffel geht durch das Fenster. Sein Kopf, seine Hörner, seine vier Beine gehen alle durch. Aber warum kann nicht auch der Schwanz durchgehen?

Was ist der Sangha?