Avalokiteshvara, der Bodhisattva des Mitgefühls

Karma und Wiedergeburt

Buddhistinnen und Buddhisten sind davon überzeugt, dass sich alle Dinge in einem ewigen Kreislauf aus Entstehen und Vergehen befinden. Sie gehen davon aus, dass auch die Menschen nach ihrem Tod wiedergeboren werden. 

Schon vor der Entstehung des Buddhismus glaubten die Menschen im alten Indien an die Wiedergeburt. Sie dachten, dass es ein unsterbliches Selbst gäbe, das in einem ewigen Kreislauf aus Geburt, Sterben und Wiedergeburt gefangen sei. Dieses Werden und Vergehen sei durch Karma bestimmt.

Der Buddhismus nahm diesen Gedanken auf, lehnte aber die Idee eines unsterblichen Selbst ab.

Vertiefe in dieser Story dein Wissen zu Karma und Wiedergeburt und entdecke, was diese mit dem Begriff des Leidens zu tun haben!

Der Bodhisattva des Mitgefühls in Meditationshaltung

Karma

Der Begriff Karma bedeutet wörtlich übersetzt «Tat». Im Buddhismus versteht man darunter nicht nur die aktive Handlung, sondern auch die Tatabsicht und deren Folgen.

Nach der Karma-Lehre hat jede Handlung eine Ursache und erzeugt eine Wirkung. Diese kann als positiv oder als negativ gewertet werden. So wird gutes oder schlechtes Karma angehäuft. Das Karma eines Menschen beeinflusst sein gegenwärtiges, aber auch seine zukünftigen Leben.

Jizo Bosatsu, Bodhisattva in der Gestalt eines Mönchs

Daseinsbereiche

Das Karma eines Menschen bestimmt auch die Art seiner Wiedergeburt.

Der Buddhismus kennt sechs Daseinsbereiche. Man kann als Mensch, als Tier, aber auch als Hungergeist, in der Welt der Götter, der Halbgötter oder in einer Hölle wiedergeboren werden. Auch die Verweildauer im entsprechenden Bereich wird vom Karma festgelegt.

Jizo Bosatsu, Bodhisattva in der Gestalt eines Mönchs

In allen Daseinsbereichen ist der Aufenthalt zeitlich begrenzt. Selbst die Götter und Halbgötter werden sterben und – entsprechend dem angehäuften Karma – wiedergeboren werden.

Es gibt also im Buddhismus weder ewig andauernde Belohnung in einem Paradies noch ewige Verdammnis in einer der Höllen.

Das höchste Ziel ist jedoch das endgültige Durchbrechen des Kreislaufs der Wiedergeburten. Dafür bietet ein Dasein als Mensch die besten Voraussetzungen.

Shakyamuni geht ins Nirvana ein

Leiden

Warum wollen Buddhistinnen und Buddhisten nicht mehr wiedergeboren werden?

Im Buddhismus wird das Leben als leidvoll beschrieben. In jedem Daseinsbereich erfahren die Wesen unweigerlich Leid. Nicht nur in der Hölle müssen sie Qualen ertragen, selbst unter den Göttern und Halbgöttern sind Hass, Neid und Begierden noch nicht überwunden, und sie erleben Enttäuschungen und Schmerz.

Eine vollkommene Überwindung des Leidens ist daher nur ausserhalb der Daseinsbereiche ohne körperliche Existenz möglich.

Kopffragment eines Bodhisattva

Durchbrechen des Kreislaufs

Ist das Durchbrechen des Kreislaufs der Wiedergeburten tatsächlich das angestrebte Ziel aller Buddhistinnen und Buddhisten? Und was sind die Voraussetzungen dafür?

Je nach Lehrtradition wird behauptet, dass man nur als Mönch oder Nonne die strengen Regeln des Buddhismus befolgen kann, die zum Erwachen und dem Ende der Wiedergeburten führen sollen. Die meisten Laiinnen und Laien hingegen waren und sind in Familie und Beruf eingebunden. Sie bemühen sich um gutes Karma, damit sie eine positive Wiedergeburt erlangen können.

Andere Lehrrichtungen sehen auch im alltäglichen Leben Wege zum Erwachen und somit zum Durchbrechen des Kreislaufs der Wiedergeburten vor.

Kannon, der Bodhisattva des Mitgefühls

Gutes Karma – aber wie?

Die meisten Menschen werden in ihrem Leben negatives Karma anhäufen. Sosehr sie sich auch bemühen, werden sie doch nicht umhinkommen, Wut und Neid zu empfinden, andere zu beleidigen oder zu enttäuschen etc.

Daher kennt der Buddhismus verschiedene Möglichkeiten, gutes Karma zu erlangen. Die wichtigste ist das selbstlose und freimütige Geben. Beispielsweise werden Almosen an die buddhistischen Klöster in Form von Nahrung, Kleidung und Geld gegeben.

Aber auch das Stiften von Figuren und Bildern, Tempeln und Sutren-Abschriften gelten als gutes Werk und führen zur Anhäufung von Verdienst.

Avalokiteshvara, der Bodhisattva des Mitgefühls

Bodhisattvas

Es gibt laut dem sogenannten Mahayana-Buddhismus Wesen, die den Kreislauf der Wiedergeburten durchbrochen haben, aber freiwillig in dieser Welt zurückbleiben. Sie verzichten auf das Eingehen ins Parinirvana, das vollkommene Verlöschen, um anderen zu helfen, dieses Ziel ebenfalls zu erreichen.

Solche Wesen werden Bodhisattvas genannt. Wörtlich übersetzt heisst das «Wesen des Erwachens».

Avalokiteshvara, der Bodhisattva des Mitgefühls

Aus grossem Mitgefühl mit allen Lebewesen verharren die Bodhisattvas im Kreislauf der Wiedergeburten, bis alle den Ausweg gefunden haben. Sie sind jedoch Raum und Zeit nicht mehr unterworfen und können in verschiedener Gestalt erscheinen.

In der Kunst werden Bodhisattvas meistens mit dem Gewand und dem reichen Schmuck eines indischen Herrschers dargestellt.

Baizhang fragte: Was ist die Essenz der Lehre des Buddhas?

Mazu sagte: Sie ist genau dort, wo du dein Leben loslässt.

Karma und Wiedergeburt