Halbfigurenbild des Zen-Patriarchen Bodhidharma

Zen-Buddhismus

Der Begriff «Zen» ist seit den 1970er-Jahren mit Bestsellern wie dem Buch «Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten» von Robert M. Pirsig ausserhalb Asiens bekannt geworden. «Zen» wird im alltäglichen Sprachgebrauch häufig im Sinne von Ausgeglichenheit und unerschütterlicher Gelassenheit verwendet.

Heute befindet sich der Spruch «I am zen» sogar auf T-Shirts und Bechern. Mit ihm werben etwa Meditationsschulen oder Kampfsportzentren.

Eigentlich bezeichnet Zen eine Lehrrichtung des Mahayana-Buddhismus, die im 6. Jahrhundert in China entstanden ist und sich besonders in Japan weit verbreitet hat. 

Wenn du mehr über den Zen-Buddhismus erfahren willst und wissen möchtest, warum er ausserhalb Asiens so populär geworden ist: In dieser Story findest du dazu Antworten und Denkanstösse!

Bodhidharma überquert den Yangzi-Fluss auf einem Schilfgras

Bodhidharma

Als Begründer der Schule des Zen-Buddhismus gilt der indische Mönch Bodhidharma. Der Überlieferung nach soll er im 6. Jahrhundert nach Südchina gekommen sein.

Der damals regierende Kaiser beschenkte buddhistische Mönche und Nonnen grosszügig und unterstützte den Buddhismus in seinem Reich durch zahlreiche Stiftungen. Er lud den berühmten Mönch an seinen Hof ein.

Bodhidharma

Bodhidharma erklärte dem Kaiser jedoch, dass all seine Geschenke nichts nützen würden. Allein persönliche Anstrengungen und Erfahrungen würden ihn auf dem buddhistischen Pfad weiterbringen.

Als der Kaiser mit Unverständnis reagierte, reiste Bodhidharma weiter nach Norden. Er setzte sich vor eine Felswand und meditierte für neun Jahre.

Lange Zeit hatte er keine Schüler. Es heisst, Bodhidharma habe seine Lehre erst weitergegeben, als sich jemand den Arm abhackte, um so seine Entschlossenheit auszudrücken, von ihm lernen zu dürfen.

Hotei

Die Anfänge des Zen

Diese Legende unterstreicht die Tatsache, dass die Zen-Schule einen radikal neuen Weg einschlug.

Nicht Verehrung, Rituale und moralische Regeln standen im Mittelpunkt der religiösen Praxis. Vielmehr waren es die persönlichen Anstrengungen, das Erforschen des eigenen Geistes und die Erkenntnisgewinnung.

Die zentrale Übung war dabei die Meditation.

Diese Praxis hat der Schule auch den Namen gegeben, denn Zen – oder chinesisch Chan – heisst übersetzt Meditation.

Zen-Garten des Ryoan-ji, Kyoto, Japan

Zen heute

Im religiösen Alltag der Zen-Schulen verbringen die Mönche und Nonnen viel Zeit mit Zazen – der Meditation im Sitzen.

Aber auch alle anderen Handlungen im Klosteralltag sollen sie mit grosser Konzentration und Achtsamkeit ausführen. So wird jede Arbeit – selbst das Gärtnern, Putzen und Kochen – zu einer Art Meditation.

Porträt des Zen-Priesters Gemmon Doyu

Der Zen-Buddhismus wird häufig auch als «Lehre ausserhalb der Schriften» bezeichnet, denn er stellt nicht überlieferte Regeln in den Vordergrund, sondern den persönlichen Erkenntnisweg.

Daher spielen die Meister und Meisterinnen eine wichtige Rolle. Sie leiten ihre Schüler und Schülerinnen an und geben ihnen individuelle, auf sie zugeschnittene Übungen, beispielsweise mit Hilfe von sogenannten Koans.

Sechs Kaki

Koans

Koans sind Fragen oder Rätsel, die auf den ersten Blick unsinnig und unverständlich scheinen. Sie können mit unserem normalen rationalen Denken nicht entschlüsselt werden. Aber sie vermögen aufzuzeigen, wie begrenzt unsere Art des Denkens und des Wahrnehmens ist, und damit zu einer tieferen Erkenntnis führen.

Ein berühmtes Koan stammt von dem japanischen Meister Hakuin (1685–1768) und lautet:

«Wie tönt das Klatschen mit nur einer Hand?»

Bildnis eines Zen-Priesters im goldenen Übergewand

Die Ideen des Zen-Buddhismus wurden vor allem von dem japanischen Philosophen D. T. Suzuki (1870–1966) nach Europa und in die USA gebracht.

Die starke Betonung des individuellen Weges, aber auch die verschiedenen Meditationspraktiken stiessen auf starkes Interesse.

Als Schulung des Geistes werden viele dieser Übungen beispielsweise auch in christlichen Gemeinschaften praktiziert.

Heute gibt es in der Schweiz Zentren verschiedener japanischer Zen-Schulen.

Ein Mönch fragte: Der Daitsu Chisho sass drei Weltzeitalter in Meditation und erreichte doch nicht die Buddhaschaft. Warum nicht?

Der Meister antwortete: Gute Frage.

Der Mönch sagte: Aber er meditierte doch so lange, warum wurde er nicht zum Buddha?

Der Meister antwortete: Gerade weil er so lange meditierte, konnte er nicht zum Buddha werden.

Zen-Buddhismus