ABC

Vinayapitaka

Religiöse Texte

Der Vinayapitaka (Skt./Pa.) ist der «Korb des rechten Verhaltens» und Teil des Dreikorbes. Er enthält u. a. die 227 Regeln für Mönche und die 311 Regeln für Nonnen samt Erklärungen. Im Vinayapitaka wird z. B. genau festgelegt, wie ein Mönch oder eine Nonne sich im Kloster und in der Öffentlichkeit zu verhalten haben. Dazu gehören u. a. Respekt vor Älteren, Armutsgebot, Bettelgebot, Arbeitsverbot, Wandergebot, Gleichheits- und Reinheitsgebot. Ausserdem gibt er Anweisungen für Zeremonien sowie für Kleidung, Wohnung und andere Bedarfsartikel der Mönche und Nonnen. Verstösse gegen diese Regeln können zum Ausschluss aus dem Orden führen.

 

MÖNCHSREGELN

«Welcher Mönch auch, der die Übung und die Lebensweise der Mönche auf sich genommen hat und der sich von [dieser] Übung nicht zurückgezogen und sein Unvermögen kundgetan hat, [obwohl] er sich dem Geschlechtsverkehr, auch sogar mit einem Tier, hingibt, [dessen Erlösungsstreben] ist vereitelt, er ist ausgestossen. 

Welcher Mönch auch, der aus dem Dorf oder aus dem Wald etwas Nichtgegebenes nimmt, was man als Diebstahl bezeichnet, indem der König für solcherart Nehmen von Nichtgegebenem den Dieb, wenn ergriffen, töten, fesseln oder verbannen lassen würde, [indem er sagte:] Du bist ein Dieb, du bist ein Narr, du bist verrückt, du bist ein Stehler! – ein Mönch, der in dieser Weise Nichtgegebenes nimmt, auch dessen [Erlösungsstreben] ist vereitelt; er ist ausgestossen. 

Welcher Mönch auch, der absichtlich ein Menschenwesen des Lebens beraubt oder einen gedungenen Mörder dafür aussucht oder den Tod verherrlicht oder [jemand] zum Sterben aufstachelt, [indem er sagt:] Hallo, Mensch, was ist dir mit diesem sündhaften, üblen Leben [gedient]; der Tod ist für dich besser als das Leben! – wer so denkend, mit einem so gefassten Entschluss, auf verschiedene Arten [des Vorgehens] den Tod verherrlicht oder zum Sterben aufstachelt, auch dessen [Erlösungsstreben] ist vereitelt; er ist ausgestossen.»1

Vinayapitaka

 

1 Patimokkha, 1.3.2. Parajikadhamma, zitiert nach Klaus Mylius, Die Vier Edlen Wahrheiten. Texte des ursprünglichen Buddhismus, Leipzig: Verlag Philipp Reclam jun., 1988, S. 315.