Namensgeber des Begriffs Seidenstrasse ist Ferdinand Freiherr von Richthofen (1833–1905). Von 1868 bis 1872 war er als Geologe und Geograf in China tätig. Seine Erkenntnisse veröffentlichte er in einer fünfbändigen landeskundlichen Abhandlung über «China» (erschienen zwischen 1877 und 1912). Von Richthofen selbst wendete den Ausdruck Seidenstrasse in einem geografisch und zeitlich sehr engen Sinn an. Er bezog sich damit auf eine ganz bestimmte Route, die China und Zentralasien auf dem südlichen Weg um die Taklamakan-Wüste zur Zeit der Han-Dynastie (206 v. Chr.–220 n. Chr.) miteinander verband. Im 20. Jahrhundert machten sich nachfolgende WissenschaftlerInnen die Bezeichnung Seidenstrasse zu eigen und weiteten ihre Bedeutung aus. Mit Seidenstrasse oder Seidenstrassen ist heute ein Netz von Land- und Seewegen gemeint, über das der Mittelmeerraum mit Ostasien seit der Antike verbunden ist. Auf ihren Wegen – von Osten nach Westen und andersherum – wurden nicht nur Waren wie Seide transportiert, sondern auch Ideen, Kulturtechniken oder religiöse Vorstellungen wie etwa der Buddhismus ausgetauscht. In jüngster Zeit wird der Begriff Seidenstrasse auch mit der «One Belt, One Road»-Initiative der Volksrepublik China in Verbindung gebracht. Mit den «neuen Seidenstrassen» zu Land und zu Wasser verfolgt China wirtschaftliche und politische Interessen.