ABC

Leerheit

Lehrbegriffe und Rituale

Leerheit (Skt. shunyata, Chin. kong, Jap. ku) ist ein zentrales Konzept im Mahayana-Buddhismus. Es besagt, dass alle Dinge an sich «leer» sind, also ohne «Wesen», «Selbstnatur» oder Substanz. Das heisst jedoch nicht, dass die Dinge nicht existieren. Vielmehr weist das Konzept darauf hin, dass nichts aus sich selbst heraus entstanden ist und nichts ewig gleich bleibt. Alle Dinge sind zeitlich begrenzte Erscheinungen, die nur in Wechselwirkung mit anderen Erscheinungen entstehen und vergehen.

 

«Selbst der Buddha lehrte verschiedene Stufen der Leere [...]. Nun sagt Madhyamika [die Philosophie des ‹Mittleren Weges›] ganz allgemein, dass Leere das Fehlen einer unabhängigen Existenz bedeutet. [...] Nehmen wir nun [...] das Beispiel des Kassettenrekorders und untersuchen wir: Was ist das eigentliche Wesen des Kassettenrekorders? Wenn man Form, Material und Farbe des Kassettenrekorders getrennt betrachtet, dann existiert der ‹Kassettenrekorder› nicht mehr. Sie sehen also, obwohl da ein Kassettenrekorder ist, können wir ihn nicht finden, wenn wir seine individuellen Eigenschaften und Charakteristika untersuchen. Man sieht also, dass ‹Kassettenrekorder› nichts anderes ist als eine Bezeichnung.»1

Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama, 2013

 

1 Amy Edelstein, Interview mit Seiner Heiligkeit dem Dalai  Lama, Texte zur Selbsterkenntnis, S. 79, http://www.scribd.com/doc/7204084/Texte-Zur-Selbsterkenntnis, letzter Zugriff am 24.09.2018.