ABC

Zwölffache Ursachenkette

Lehrbegriffe und Rituale

Die buddhistische Lehre vom «Bedingten Entstehen» (Skt. pratityasamutpada) besagt, dass alle psychischen und physischen Phänomene voneinander abhängen oder sich bedingen. Sie erklärt diese Abhängigkeit durch die Zwölffache Ursachenkette. Jedes Phänomen ist darin gleichzeitig Ursache und Wirkung. Am Anfang steht die Unwissenheit, die der Grund für das menschliche Leid ist und den Kreislauf der Wiedergeburten antreibt.

Die zwölf Glieder der Kette werden im «Lebensrad» bildlich wiedergegeben:

1 Unwissenheit (Skt. avidya): dargestellt als Blinder

2 Geistesformationen (Skt. samskara): dargestellt als Töpfer

3 Bewusstsein (Skt. vijnana): dargestellt als tanzender Affe

4 Geist und Körper (Skt. nama-rupa): dargestellt als Ruderer und Steuermann

5 Die sechs Sinnesbereiche (Skt. shadayatana): dargestellt als Haus oder Häusergruppe

6 Berührung oder Sinneskontakt (Skt. sparsha): dargestellt als Liebespaar

7 Empfindung (Skt. vedana): dargestellt als von einem Pfeil Getroffener

8 Gier (Skt. trishna): dargestellt als durstiger Trinker

9 Anhaften oder Festhalten (Skt. upadana): dargestellt als kletternder Affe im Baum

10 Werden (Skt. bhava): dargestellt als schwangere Frau

11 Geburt (Skt. jati): dargestellt als Geburt

12 Altern und Sterben (Skt. jaramarana): dargestellt als Totenträger

 

«Aus dem Nichtwissen entstehen die Gestaltungen; aus den Gestaltungen entsteht Erkennen; aus dem Erkennen entsteht Name und Körperlichkeit; aus Namen und Körperlichkeit entstehen die sechs Gebiete; aus den sechs Gebieten entsteht Berührung; aus der Berührung entsteht Empfindung; aus der Empfindung entsteht Durst; aus dem Durst entsteht Ergreifen; aus dem Ergreifen entsteht Werden; aus dem Werden entsteht Geburt; aus der Geburt entsteht Alter und Tod, Schmerz und Klagen, Leid, Kümmernis und Verzweiflung. Diese ist die Entstehung des ganzen Reiches des Leidens.»1

Sutrapitaka

 

1 Nidana Sutta, zitiert nach Hermann Oldenberg, Buddha. Sein Leben, seine Lehre, seine Gemeinde, München: Goldmann Taschenbuch Verlag, 1961, S. 212 f.