Schon vor der Entstehung des Buddhismus glaubten die Menschen im alten Indien an die Wiedergeburt (Skt. samsara) einer Art Seele oder eines Selbst. Das Selbst jedes Lebewesens ist in einem ewigen Kreislauf aus Geburt, Sterben und Wiedergeburt gefangen. Nach dem Tod verlässt es den alten Körper und wird in einem neuen wiedergeboren. In welchem Körper es wieder auf die Welt kommt, ist durch das Karma bestimmt, das es in den vorherigen Leben erzeugt hat. Auch im Buddhismus wurde die Idee der Wiedergeburten übernommen. Allerdings verneint die Lehre des Buddhismus (Dharma) ein ewiges, unveränderliches Selbst und stellte das Konzept des Nicht-Selbst auf.
«Auf welche Weise, ehrwürdiger Nagasena, gibt es eine Wiederverkörperung ohne eine Seelenwanderung? Gib mir ein Bild!»
«Stelle dir vor, grosser König, irgendein Mann will eine Lampe an einer anderen anzünden. Ist da wohl, grosser König, die eine Lampe zu der anderen hinübergewandert?»
«Nein, Ehrwürdiger.»
«Auf ebendiese Weise, grosser König, gibt es eine Wiederverkörperung ohne eine Seelenwanderung.»1
Milindapanha, 1. Jahrhundert
1 Fragen an den König Milinda, zitiert nach Johannes Mehlig, Weisheit des alten Indien. Buddhistische Texte, Band 2, Leipzig/Weimar: Gustav Kiepenheuer Verlag, 1987, S. 409.